Ein Leben ohne die Digitalisierung ist gar nicht mehr denkbar - Und auch in der Medizin wird in vielen Bereichen vermehrt auf digitale Unterstützung gesetzt. Wie sieht es aber in der Zahnmedizin aus in puncto digitaler Entwicklung? Wie können die neuesten Innovationen die Behandlung für die Patient*innen in den nächsten Jahren angenehmer gestalten? Mit eben diesen Fragen setze ich mich in dem folgenden Artikel auseinander und gebe euch einen kleinen Einblick in die digitale Welt der Zahnmedizin.
Die gute Nachricht vor allem für Angstpatientinnen oder auch jene, die nicht allzu gerne den Weg zumr Zahnärztin antreten: **Die Digitalisierung von Diagnostik, Befundung und Therapie dient zuallererst dem Wohl der Patientinnen**. So sagt auch Jörg Thiemer, CEO von KonfiDents – einem bundesweiten Zusammenschluss von Zahnärztinnen und anderen Expertinnen: “Die Behandlung für den Patienten [soll] durch neue Technologien schneller, unkomplizierter und erträglicher werden.”
Um direkt mit einem Beispiel zu starten: Röntgenuntersuchungen können dank digitaler Röntgentechnik mit erheblich geringerer Dosisleistung durchgeführt werden, zudem sind die Bilder sofort verfügbar und die Befundung kann schneller erfolgen. Auch bei den oft unangenehmen und zeitaufwändigen Kiefer- und Zahnabdrücken für Zahnimplantate kann digitale Abhilfe geschaffen werden: Mit intraoraler Scan-Technik kann auf digitalem Wege ein Abdruck gemacht werden und die Daten auf direktem Wege ins Labor gesendet werden. Den Patient*innen erspart das somit Zeit und eventuelles Unwohlsein während des Gips-Abdrucks. Ein weiterer Vorteil: Wenn später etwas am Gebiss beschädigt sein sollte, kann es mithilfe des 3D-Scans unkompliziert wiederhergestellt werden. So kann die Zahnmedizin und die Zahntechnik digital miteinander verknüpft werden.
Neben den Fortschritten in der Behandlung und Diagnostik gehören natürlich auch Angebote in der gesamten Patient*innen-Betreuung zur digitalen Weiterentwicklung. So finden sich immer mehr Zahnarztpraxen auf Social Media wieder und bieten ihren Patient*innen dort hilfreiche Tipps und Infos. Auch die Terminvereinbarung kann in vielen Praxen mittlerweile online stattfinden, einige bieten Videosprechstunden an und die elektronische Patientenakte (ePA) bietet gesetzlich Versicherten seit 2021 die Möglichkeit des unkomplizierten, transparenten Zugriff auf ihre gesundheitlichen Daten. Die Corona-Pandemie hat in diesen Punkten sicherlich ihren Teil beigetragen, dass die Angebote sowie die Akzeptanz und Nutzung solcher digitalen Dienstleistungen deutlich gestiegen ist.
Nicht nur für den routinemäßigen Zahnärztin-Besuch, sondern **auch bei zahnmedizinischen Operationen hält die Digitalisierung einige Vorteile für Personal und Patientinnen bereit**: Operationen werden digital viel vorhersehbarer planbar sein. Um ein Beispiel aus diesem Bereich zu nennen: Informationen über die genetischen Eigenschaften der Patient*innen sollen zukünftig gesammelt werden, um abzuschätzen zu können, ob eine Behandlung überhaupt Erfolg haben kann. Zudem muss organisches Material in Zukunft nicht mehr aus anderen Körperteilen entnommen werden, sondern kann künstlich hergestellt werden. In ersten Versuchen konnten bereits dem Zahn ähnliche Strukturen nachgezüchtet werden.
Fest steht: Die digitalen Innovationen werden in Zukunft vermehrt im zahnärztlichen Praxisalltag zu finden sein - mit steigender Tendenz. Denn bis 2023 werden bereits 57 Prozent der heute aktiven Zahnärzt*innen in Pension gehen, von denen sich einige gegen die Digitalisierung wehren und beispielsweise ein Großteil (rund 40 Prozent) ihre Bestellungen noch per Fax durchführen, wie Jörg Thiemer im Interview erläutert. Somit wird ein großer Generationentausch stattfinden. Es ist davon auszugehen, dass die vielen neuen, jungen Zahnärzt*innen, die bereits seit Ausbildungsbeginn mit den digitalen Möglichkeiten vertraut sind, diese entsprechend in ihre Praxisausstattung integrieren werden. Wie Dr. Uwe Axel Richter der PLANiMED GmbH in einem Interview mit dem DentalMagazin sagte: “Entscheidend ist: Was nützt der Praxis, was macht sie zukunftssicher?”, weiter erwähnt er, dass dies “ohne eine sinnvolle, das heißt die Patient*innen in den Mittelpunkt stellende Digitalisierung nicht mehr erreichbar [ist]”, was die Wichtigkeit der Digitalisierung inklusive Einbeziehung der Patient*innen erneut betont.
Wie wird die Praxis der Zukunft also aussehen? Laut Thiemer: “Eine Praxis, in der ich nichts Zahnarzt-typisches mehr rieche oder sehe und in der Behandlungen schmerzlos und ohne großen Aufwand Erfolg haben. Das wird nur funktionieren, wenn neue Technologien und digitaler Fortschritt auch tatsächlich in den Praxen ankommen.” Dem schließe ich mich an und bin gespannt auf die zukünftigen Entwicklungen, denn das Digitalisierungspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Wichtig ist in meinen Augen, die richtigen, praxisspezifischen digitalen Lösungen sinnvoll in den Praxisalltag zu integrieren, um einen Mehrwert für die Praxis und vor allem die Patient*innen zu erzeugen. Zudem wird der Übergang zu Anwendungen mit künstlicher Intelligenz sicherlich fließend sein.
Ich blicke der Digitalisierung sehr offen und gespannt entgegen und informiere mich stets auf Messen, Symposien und im Gespräch mit Kolleg*innen über die neuesten Innovationen.
Wie steht ihr zu dem Thema? Was würdet ihr euch im Zuge der Digitalisierung euresr Zahnärztin wünschen? Lasst mir gerne eure Meinung in den Kommentaren zukommen.